Bericht von ubp-Stadtrat Wolfgang Wuschig aus dem Sozialausschuss
Wie ich an meinem Postfach sehe wurde Stadtrat Martin Koch (FDP) bezüglich des TOP 6 bereits aktiv. Er war während der ganzen Sitzung dabei und machte sich kräftig Notizen. Aber der Reihe nach:
TOP2 Einrichtung von Integrationsplätzen im AWO Kinderhort Abenteuerland:
Es wurde zu bedenken gegeben, dass es vor einiger Zeit noch einen Mangel an Hortplätzen gab und es daher ungünstig wäre Integrationsplätze einzurichten da diese einen Gewichtungsfaktor von drei hätten und damit bei fünf Plätzen zehn reguläre verloren gingen. Laut Verwaltung hat sich die Lage aber entspannt durch z. B. Ganztagsschule. Es wurde dann einstimmig zugestimmt.
TOP3 Familienbeirat für die Stadt Puchheim, hier: Bedarfserhebung:
Die Verwaltung berichtete über den Stand der Dinge und der Fragebogen an die Puchheimer Familien wurde diskutiert, modifiziert und ergänzt.
TOP4 Familienbeirat für die Stadt Puchheim, hier: Bedarfserhebung:
Sehr aufwändig durchzusetzen. Unsere Zweckentfremdungssatzung gilt noch bis 2023. Das Thema ist personalintensiv. Es gibt eine Menge juristischer Winkelzüge um eine Verfolgung zu vermeiden. Wir haben schon Prozesse über Strafzahlungen gewonnen. Es hängt noch einer an (nächste Instanz).
TOP5 Trägerschaftsvertrag zur Weiterführung des Mehrgenerationenhauses ZaP:
Hier wurde ohne viel Diskussion zugestimmt.
TOP6 Einsatz von Luftreinigungsgeräten in Kindertageseinrichtungen und Schulen:
Das Thema wurde leidenschaftlich diskutiert.
Der Bürgermeister begründete zunächst die Vorlage, nachdem ja im November 20 der Einsatz mehrheitlich abgelehnt worden war: Fürstenfeldbruck will einsetzen, in Eichenau gibt’s die Initiative. Die Mutante B1.1.7 infiziert Kinder in höherem Grade als das Standard-Virus.
Bedarf und Markt wurden sondiert, es wäre größenordnungsmäßig mit etwa 300.000 Euro zu rechnen, der Unterhalt pro Gerät und Jahr soll 850 Euro kosten.
Die Ablehner argumentierten überwiegend technisch: Wirksamkeit nicht wirklich nachgewiesen bzw. nur gering. Auch das Umweltbundesamt empfiehlt nicht den Einsatz. Das Rauschen sei doch nicht vernachlässigbar. Was machen wir mit den Geräten, wenn die Welle durch ist usw.
Die Befürworter argumentierten eher emotional: Es geht um unsere Schüler, unsere Kinder, auch wenn’s nur reduziert und nicht ausschließt, es sollte uns die Kinder wert sein, es gäbe auch empfehlende Institutionen.
Ich führte aus, dass ich es angesichts der gegenwärtigen Situation lediglich für eine Beruhigungspille hielte. Man solle jetzt nicht anschaffen. Bis die Geräte zum Einsatz kämen verginge auch wieder Zeit (vgl.:https://www.bundestag.de/hib#url=L3ByZXNzZS9oaWIvODM0MTEwLTgzNDExMA==&mod=mod454590) Aber es wird ja wärmer, die Lüftungsbedingungen verbessern sich. Die Impfquote steigt von Tag zu Tag. Man kann erwarten, dass sich die Lage entspannen werde. Eine knappe Mehrheit gegen die erneute Vorlage im Stadtrat.
Kommentar von ubp-Stadtrat Jürgen Honold:
Diese Diskussion ist aus meiner Sicht etwas nervig. Es gibt mittlerweile auch Studien, die belegen, dass solche Raumluftreiniger nicht das Gelbe vom Ei sind. Aus meiner Sicht ist ein solches Gerät eine sinnvolle Ergänzung für andere Maßnahmen, aber kein Allheilmittel. Ich kann die jetzige Diskussion nicht nachvollziehen. In der Studie wird auf Raumlufttechnische Anlagen (RLT) angespielt. Der gleiche Stadtrat, der in Puchheim-Ort eine Schule ohne RLT neu baut soll jetzt für Raumluftreiniger stimmen. Das ist für mich nicht nachvollziehbar.
Wir haben in unseren Schulen teilweise RLT (Grundschule Süd). Hier haben wir Messgeräte installiert. Ich habe die Ergebnisse mit dem Hersteller zusammen ausgewertet (man muss aber berücksichtigen, dass bisher kein geregelter, vollbesetzter Unterricht stattgefunden hat). Ergebnis: Die Räume mit Lüftungsanlage schneiden nicht wirklich gut ab. Das bedeutet, dass diese schlecht ausgelegt und/oder eingestellt sind. Hier bleib ich aber dran, dass man die Lüftungsanlage dann zumindest entsprechend einstellt.
Was ich damit sagen will? Wir haben in der Corona-Krise bis dato unsere Hausaufgaben nicht gemacht und denken jetzt, wir stellen einen Luftreiniger ins Klassenzimmer und alles ist gut. Ich halte es für fahrlässig, dass wir noch immer Schulen bauen oder sanieren und keine Lüftung einbauen. Dass es ohne Lüftung nicht funktioniert, steht auch z.B. in der von Herrn Martin Koch (FDP) angehängten Studie ( https://www.unibw.de/lrt7/analyse-eines-viromed-virosafe-2000-f800-raumluftreinigers-mit-aussenluftzufuehrung )
Wir sollten hier lieber langfristig denken, die Schulen mit RLT ausstatten, die nächste Zeit mit konsequenten Tests überstehen und z.B. Dinge umsetzen wie ein gemeinsamer klassenweiser Sport- und Religionsunterricht. Daran scheitern wir gerade in den meisten Schulen. Was unser Kultusminister abliefert, ist nicht zu unterbieten (vgl.: https://www.unibw.de/lrt7/kommentar-zum-rahmenhygieneplan-schulen-des-bayerischen-staatsministeriums-fuer-gesundheit-und-pflege-vom-13-november-2020 ).
Wie gesagt, ich halte Luftreiniger nicht für wirkungslos, aber wir sollten das Pferd nicht von hinten aufzäumen.
Kommentar von Elke Baumstark:
Ich melde mich ja sehr selten zu Wort (ich verfolge die Themen aber dennoch aufmerksam), aber diesmal: Ich gebe Dir uneingeschränkt recht, was das Thema der Raumluftreinigung anbelangt.
Auch ich muss mich beruflich zurzeit mit dem Thema der Raumluftreiniger befassen: Allenfalls kann es eine begleitende Maßnahme sein, aber auch für eine begleitende Maßnahme muss Geld hingelegt werden. Man sollte deshalb schon sehr genau hinschauen, was etwas bringt, und was nichts bringt. Dies alles ist gut zu überlegen, ohne dabei in Aktionismus zu verfallen.
Noch ein Einwand: Wenn die Geräte nicht akkurat, regelmäßig und vorschriftsmäßig gewartet werden, können sie zu gefährlichen Schmutzpartikel-, Viren- und Bakterienschleudern werden, weil sie schlichtweg verdrecken. Hat schon mal jemand über den Mehraufwand /die Folgekosten nachgedacht, und wer das zeitlich und finanziell stemmen/umsetzen soll?
Redaktion: R. Koch